Wie man sich bettet, so liegt man –
auch nach dem Tod
„Der Tod steht ihr /ihm gut“ … lautet ein Film. Wenn wir einen einzigen Fakt mit Sicherheit wissen, dann ist es, dass unser Leben mit dem Tod endet, gleich ob dieser uns gut steht, oder nicht. Dieser Health 4 Me – Blog handelt von all den Themen, die wir für den Tod und die Zeit „danach“ tun können.
Ob es „danach“ weiter geht und wie – ist Sache und Entscheidung bzw. Ansichtssache jeder Person selbst.
Viele vertrauen darauf, dass die Nachkommen, Hinterbliebenen sich um alles Organisatorische kümmern.
Ein familiäres Schicksal zeigte, dass man zwar von einem langen, erfüllten Leben bis ins hohe Alter rechnen kann – aber sich dennoch wappnen und vorbereiten sollte, denn man kann von Sterben und Tod rascher betroffen sein, als man meint. Dennoch ist dies der einzige Endpunkt, der fix und definitiv ist.
Der Vorteil, wenn Sie sich auch damit auseinander setzen und für sich klären, organisieren ist:
Sie können sich danach in Ruhe und Gelassenheit entspannt
auf Ihr Leben in all seiner Schönheit, mit all seine, Genuß und Abenteuern widmen!
Lesen Sie daher in diesem Beitrag
- Sterben und der Tod in der Bevölkerung ein Tabu
- Sterben und der Tod – Teil der medizinischen Ausbildung?
- Aspekte, die es gilt für seinen Tod, Abschied und Zeit „danach“ zu bedenken, vorzubereiten
- Angehörige – Loslassen dank professioneller Trauerbegleitung
Sterben und der Tod in der Bevölkerung
ist nach wie vor ein Tabu-Thema. Man möchte meinen, das Verdrängen und Wegblicken könnte verhindern, dass es einen tifft. Dies ist schlichtweg eine Illusion!
Daher ist es mir wichtig, hier in dem Health 4 Me – Blogbeitrag Aspekte darzustellen, die jede Person für sich bewusst entscheiden und gestalten kann.
Sterben und Tod haben vielerlei Gesichter
Sie sind per se nicht vorhersehbar, auch nicht vorauszusagen in Zeitpunkt, Ort und Weise:
- ein Unfall, der einen plötzlich dem Leben entreißt – unerwartet, ungeplant
- eine chronische Erkrankung
- eine schwere Erkrankung
- es kann ein langsamer Vorgang sein über Jahre hinweg
- oder kurz und schmerzlos oder Schmerz-begleitet
- und viele tausende Formen und Schattierungen mehr
- Verlust der Geschäftsfähigkeit
- Verlust der Möglichkeit, seinem Willen Ausdruck zu verleihen/ mitzuteilen
Rechtlicher Rahmen gestaltet die Möglichkeiten für Sie und Ihre Vertrauten
Juristische Möglichkeiten, die Endphase des Lebens pro-aktiv zu regeln und definieren:
- Testament
- Vorsorge-Vollmacht
- Patient:innen-Verfügung
Die Vorsorge-Vollmacht ist ein oftmals ungenützter juristischer Baustein, der Sicherheit geben kann, wiewohl diese durchaus herausfordernd ist in der Umsetzung. Dennoch erleichtert und sichert sie, den Willen der behandlungs- bzw. pflege-bedürftigen Person zu folgen und umzusetzen, zu berücksichtigen in Diagnostik wie Therapien, Behandlung und Pflege.
Auch wenn wir nicht wissen, wie sich Sterben und Tod gestalten, so kann man die Möglichkeit nützen, diese Phase als auch präventiv zu bedenken und so gestalten, wie man sie gerne hätte.
Sterben und der Tod in der Medizin
In der Medizin wurde der sichere, fixe Endpunkt „Tod“ und das Sterben lange Zeit ausgegrenzt aus dem Blickfeld und zum „Feindbild“ erklärt. Der Tod galt und gilt etwas, gegen das von Ärzt:innen und behandelnden Teams angekämpft wird, gleich einem Boxkampf. Trat der Tod ein – hatte man den Kampf verloren. Bei so mancher Krankheit kämpften Ärzt:innen zwar hart, aber wussten, der Kampf geht nur über wenige Runden. Auf Begräbnisse gingen und gehen behandelnde Ärzt:innen selten – nicht nur aus Zeitgründen. Wer gesteht sich schon gerne ein, dass man vermeintlich mit seinen Künsten am Ende ist – je nach Erkrankung bzw. Alter der Patient:innen.
Man kämpfte gegen Krankheit und kam es zu einer Verschlechterung war dennoch das Motto: „in dubio pro vitae“ – im Zweifel immer für das Leben.
Aufgeben war verpönt. Altersgrenzen gab es lange keine. Wenn man heute hie und da hinhört, schleichen sich diese unausgesprochen aufgrund von VorUrteilen ein – für wen ein Leben noch lebenswert /Diagnostik/ Therapie noch sinnvoll ist etwas zu tun.
Konservativ gebildete ÄrztInnen allerdings sind noch heute bis zuletzt dem Leben verpflichtet.
Die Thematik der Sterbehilfe und Hospiz ändern die Perspektiven und Herangehensweisen.
Medizin & der Tod für ÄrztInnen der Studienlehrgänge bis 2004
Geprägt vom Todesfall meiner Urgroßmutter war für mich Sterben und Tod positiv, nicht negativ besetzt bis hin zum Begräbnis. Dies war Motivation, mich auch während des Medizinstudiums als angehende Ärztin zu qualifizieren im Wahlfach „Präterminalität und Sterben“ bei Dr. Schjerve. Seine vermittelten Zugänge faszinierten mich sehr, sehr geprägt von einem der Wegbereiter der Palliativmedizin aus Schweden: Huseboe.
Darüber hinaus waren es Dr. Zdrahal und Dr. Josef Zoidl, die in Österreich den Weg bereiteten für Hospizwesen und PalliativMedizin.
Medizin & Tod für Ärzt:innen der Studienlehrgänge ab 2004
Im Rahmen der Reform der neuen Medizinstudien rund um das Jahr 2000 – mit erstem Pilotjahrgang in 2004 – also vor exakt 20 Jahren, entschied man sich, auch dem Ende des Lebens einen fixen Themenblock im Medizin Curriculum Wien, MCW.
Als sich die Chance bot für Studierende, in die Planung die studentische Perspektive mit einzubringen, wählte
ich unter anderem den Block, der die letzte Lebensphase für angehende ÄrztInnen auf- und vorbereitete. Wie
für mich üblich, entschied ich mich nicht für einen Themenblock, sondern für mehrere.
Tatsächlich widmeten wir mehrere Arbeitsgruppen-Stunden dem Dialog und setzten uns ernsthaft damit auseinander, ob Tod und Sterben in den Blocktitel mit aufgenommen werden kann. Es war meine Stimme, die am lautesten dafür plädierte, dass dies der Fall sein soll, denn „die Wahrheit ist dem Menschen zumutbar – und damit auch Medizinstudierenden!“. Gesagt, getan.
Dies bedeutet für alle, dass, je nach Ausbildungs-Generation, sind die ÄrztInnen im Studium unterschiedlich vorbereitet auf die Sterbephasen samt Tod. Nach dem Studium bieten sich mehrere Möglichkeiten, sich hier zu vertiefen in Form von Seminaren, Workshops oder Lehrgängen, approbiert durch die Ärztekammer Österreich.
Präventivmaßnahmen für die Zeit NACH dem Tod
Als betroffene Person endet das Leben – und die Möglichkeit etwas zu tun – all das Organisatorische, das der Tod mit sich bringt, für das man aber, so man nicht dafür sorgte, nicht mehr erledigen kann.
Daher hier nun die wichtigsten und relevantesten Aspekte zusammengefasst und dargestellt, woran zu denken ist und wofür man präventiv sorgen kann – denn:
der Tod kündigt sich nicht an und sagt:
„Ich komm dann morgen gegen 16:00 Uhr vorbei – wär das genehm?!“
Bestattung, Begräbnis, Abschied nehmen
Eine meiner Patient:innen hatte Bauchspeicheldrüsen-Krebs. Die Diagnose hatte sie Mitte/Ende Juli erhalten. Sie, über 70, kam zu mir in den Sommerferien – die betreuenden ÄrztInnen im August auf Urlaub. Es war klar, sie wollte nicht operieren und auch keine Chemotherapie. Sie war der Ansicht, Sie hatte ein erfülltes Leben hinter sich, der Hof war übergeben, alles geregelt, nur die Weinlese galt es noch zu bewältigen.
Ich hatte den Auftrag, dafür zu sorgen, dass Sie diese noch gestärkt dank optimierter Ernährung als auch ergänzender Kräftigung, Antikoagulation-Therapie etc. durchhält. Danach war sie bereit zu sterben. Schmerzen wollte sie keine haben. Dies erreichten wir dank zeitgerecht eingebundener Schmerz-Expertin.
Sie hatte vor langem schon ein Foto gemacht – nur für die Sterbepate. Auf dem Bild gefiel sie sich – sie war damit sehr zufrieden. Sie hatte die Dokumente zusammengestellt, die Kleidung ausgewählt und „griffbereit“. Der Sohn war unterrichtet zu allem weiteren. Ich sprach oft mit ihr, wie es ihr geht, mit der Tatsache, dass der Tod in Nähe gerückt war. Mich beeindruckte ihre Gelassenheit, die Bereitschaft loszulassen, ihre Unaufgeregtheit. Am liebsten wäre sie im Weingarten, in dem sie ihr ganzes Leben arbeitend verbrachte, tot umfiele und starb. Ich wies darauf hin, dass dies vielleicht für die Angehörigen eine Überforderung darstellen könnte, wenn man sie einfach tot im Weingarten fände.
Leben und Tod entschieden anders für sie. Nach Erfüllung und Beendigung meines Auftrags übergab ich sie an das Palliativ-Team in ihrer Region. Sie setzte eigenmächtig die Antikoagulation ab, erlitt einen Herzinfarkt und verstarb binnen weniger Tage im Kreise ihrer Familie im Krankenhaus.
Ihre Vorbereitung und das Unvorbereitetsein meiner Mutter mit Nicht-Geschäftsfähigkeit und abnehmender Fähigkeit Entscheidungen zu treffen, ihren Willen verbal Ausdruck zu verleihen binnen weniger Tage bzw. Wochen, letztlich Monate inspirierten mich zu diesem Health 4 Me – Blog. Es kann jeder für sich entscheiden, bis zu welchem Grad er/ sie für sich Vorkehrungen treffen mag.
Gleich, ob man selbst hier präventiv für sich sorgt oder dies die Hinterbliebenen übernehmen, so es welche gibt, bieten Bestattungsunternehmen Hilfe – der Tod und die Zeit danach entwickelte sich bis zur heutigen Zeit in ein sehr spannendes, breites Geschäftsfeld. Welche Aspekte und Bereiche gibt es nun, wo Sie für sich präventiv entscheiden können, wie und was Sie für sich aktiv und bewusst wollen würden:
Bestattungsvorsorge treffen
- zur Entlastung der Angehörigen
- mit finanzieller Absicherung für die Kosten der Bestattung
- Vorkehrungen für abgeschlossene Verträge
- Vorsorge-Formular
- Testament und Co
Todesfall
- Maßnahmen nach dem Tod (Information von Arzt, Bestatter)
- Ankleiden des Verstorbenen – Auswahl der Kleidung vorab
- Partebriefe – Foto, Angehörige
- Gedenkbilder
- Zeitungsinserate, -bericht
- Bestattungskosten
- Zuschüsse zu den Bestattungskosten
Hilfreiches, das es zu klären gilt
- Friedhöfe – Auswahl, Konditionen, Auswahl Grab, Grabstein
- FloristInnen – Bestattungs-Blumenschmuck, Grabpflege
- Zehrung
- Auswahl eines Steinmetzes
Bestattungsarten, aus denen man wählen kann (Angebot nicht vollständig)
- Erdbestattung
- Feuerbestattung
- Naturbestattung
- Baumbestattung
- Die Urne zu Hause
- Bestattung im Fluß / Donau
- Diamant-Bestattung
- etc.
Abschied bewusst gestalten
- Erstellung einer Gästeliste – Teilnehmende und sicher nicht Teilnehmende samt Adressen
- Entschluss für einen Aufbahrungsort
- Auswahl von Sarg bzw. Urne
- Auswahl von Trauermusik – Chor, Musikband, Gesängen, Liedern, Musikstücken
- Trauerreden – Auswahl von Person(en), Inhalt, Dauer
- Arten der Trauerfeier danach
- Auswahl von üblichen Ritualen
Erinnerung bewahren
- Gedenkseiten erstellen im Internet
- Erinnerungsbücher auflegen für Widmungen
- Andenken sichern
Abschied nehmen, Trauern, An- und Gedenken
Diese Themen haben in den letzten Jahren professionelle Sterbebegleiter bewusst und strukturiert aufbereitet für das Trauen für Menschen in allen Alterstufen – wiewohl das Trauern selbst nicht „standardisiert“, sondern individuell sehr unterschiedlich sich zeigt und gelebt wird – schwer aktiv beeinflussbar oder präventiv gestaltbar…
- für ungeborene Babies
- für Kinder
- für Jugendliche
- für Erwachsene
- für LebenspartnerInnen
- für Geschwister
- für Eltern
- für FreundInnen
Der oberösterreichische Verein „von grau zu bunt“ wurde von Ulla und Robert Gschwandtner gegründet – nach dem Tod ihrer Tochter Emilia, die vor einigen Jahren verstarb und vor kurzem ihren 9. Geburtstag gefeiert hätte.
Aus diesem Schock und Erlebnis, dem Tod des kleinen Kindes, entstand aus Betroffenheit, Erfahrung die Motivation, die Phase des Trauern stimmig und gut für die Hinterbiebene zu gestalten, sodass das LosLassen und Leben mit dem Verlust aber auch das Leben danach gut gelingen kann.
Im Health 4 Me – Blog von moren wird diese Thematik beleuchtet, da die Auswirkungen von Trauer heftiger und unberechenbar in ihren Ausprägungsformen sein können, als man meint.
Aus Freude am Tun – für mehr Freude am Leben!
Gesundheit leben – statt Krankheit fördern!
Dr.in Lucia Ucsnik, MAS, FECSM
Zentrum für PräventivMedizin, Ärztliche Leitung
Ärztin für Allgemein-, Präventiv-, Sexual-,
Stress- und PerformanceMedizin
Lesen Sie morgen, Samstag, 02.03.2024 im Health 4 Me-Blog:
Was Sterben und Tod für die Hinterbliebenen bedeutet,
Wie sich professionelle Trauerbegleitung heute gestalten lässt, sodass ein Loslassen und „Leben-mit“ gut gestalten lässt… dank „grau zu bunt“