Ostern, Tod und Auferstehung: Gedanken zu Verlust und neuer Nähe

Als Kind, das in einer christlichen Familie aufgewachsen ist, ist mir die Osterliturgie nach wie vor sehr vertraut:

  • Am Karfreitag ist Jesus gestorben.
  • In der Nacht von Ostersamstag auf den Ostersonntag wieder auferstanden.

Mir kam das ziemlich abstrakt vor und ich konnte damit nicht wirklich viel anfangen. Wie kann ein toter Körper wieder zum Leben erwachen?

Im Alter von 17 Jahren verlor ich meinen Vater. Es war Anfang November und kalt. Alleine die Vorstellung, dass er bald im Sarg in der kalten Erde am Friedhof liegen würde, ließ mich erschauern. Das konnte doch nicht alles gewesen sein!?

 

Trees

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Meine Mama gab mir damals ein Buch von Dr.in Elisabeth Kübler-Ross, um mit dem Tod meines Vaters besser umgehen zu können. Zum ersten Mal dachte ich darüber nach,

  • ob es wirklich endgültig aus ist, wenn man stirbt, oder
  • ob man doch an einen anderen, besseren Ort kommt, wenn man am irdischen Leben nicht mehr teilnimmt.
  • war da doch etwas dran, an der Passage im Glaubensbekenntnis: am dritten Tage auferstanden von den Toten, aufgefahren in den Himmel?

Ja, es tröstete mich auf einmal, dass mein Papa doch nicht im kalten Grab lag, sondern an einen besseren Ort kam. Das ist ja auch die zentrale Botschaft von Ostern:

  • das Leben siegt über den Tod.
  • Vielleicht leben Menschen wo anders weiter?
  • Oder sind sie gar nicht wo anders, sondern mitten unter uns?!Wer kann das schon mit Sicherheit beantworten!

 

2 hands showing to the light

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Nahtoderfahrungen und Jenseitskontakte: Ein Blick über die Grenze, die der Tod setzt

Dann fiel mir wieder ein, dass ich mit 14 Jahren eine Operation hatte, bei der ich fast gestorben wäre. Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, dass ich meinen Körper verlassen habe, über dem Operationstisch geschwebt bin und auch den oft beschriebenen Tunnel und das Licht am Ende von diesem erblickt habe.

„Der Tod ist nicht das Ende“, steht auch auf der Rückseite von Pim van Lommels Buch „Endloses Bewusstsein – Neue medizinische Fakten zur Nahtoderfahrung“. Der Kardiologe und führende Forscher auf dem Gebiet von Nahtoderfahrungen (NTE) untersucht diese aus wissenschaftlicher Sicht.

Er zeigt auf, dass Patient:innen bei einem Herzstillstand, also einer klinischen Todesphase, dennoch klare Erinnerungen, Emotionen und Selbstwahrnehmungen erleben. Einige berichten auch von Begegnungen mit Lichtwesen oder verstorbenen Angehörigen.

 

one hand seemingly handing the sun/ light

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Einen Schritt weiter bin ich nach dem Tod meiner Tochter gegangen. Bereits offen für die „Geistige Welt“ habe ich mir einen Termin bei einem Medium vereinbart. Das sind Menschen, die in sogenannten Jenseitskontakten mit Verstorbenen Kontakt aufnehmen. Es war eine sehr heilsame Erfahrung für mich zu hören, dass es Emilia gut geht und es ihr eigener Wunsch war, diese Welt zu verlassen.

Wie konnte ich mir sicher sein, dass die Nachricht von Emilia kam? Das Medium kam aus England, hat mich zuvor noch nie gesehen und gar nicht gewusst, dass ich eine verstorbene Tochter habe. Sie hat gleich zu Beginn gemeint, da sei ein kleines Mädchen neben ihr am Boden, hat den – sehr eigenen – Fortbewegungsstil von Emilia beschrieben und auch noch gesagt, dass Emilia eine große Freude mit dem Windrad bei ihrem Grab habe. Das konnte sie alles gar nicht wissen.

Das Gefühl, mit Emilia verbunden zu sein, habe ich jedoch nicht nur beim Besuch eines Mediums gehabt. Sie zeigt sich manchmal in meinen Träumen, ich spüre sie immer wieder oder es kommen spontane Eingebungen, wo mir ich persönlich ganz sicher bin, dass Emilia dahinter steckt.

 

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Beziehung zu meinem lieben Verstorbenen

Die Beziehung zu Emilia hat sich durch ihren Tod auf der einen Seite total verändert:

  • ich kann sie nicht mehr im Arm halten,
  • ich kann nicht mehr direkt mit ihr reden,
  • ich kann nicht mehr mit ihr neue Erinnerungen sammeln oder
  • ich kann nicht mehr mit ihr spielen.

Auf der anderen Seite ist es wie immer: eine ganz tiefe Liebe und Verbundenheit zu ihr. Immer noch bin ich sehr stolz, ihre Mama zu sein.

 

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Wie wir die Beziehung zu unseren lieben Verstorbenen gestalten, hängt auch mit der Frage zusammen:

Wo sind meine Versorbenen für jeden einzelnen von uns jetzt, nach dem Versterben und Tod?

Welches Erklärungsmodell und Konstrukt wählte man für sich – bewusst oder unbewusst.

  • Sind sie im Himmel,
  • sind sie am Friedhof,
  • sind sie im Herzen oder
  • sind sie überall da, wo ich auch bin?

Diese Frage kann nur jeder für sich beantworten und wird auch abhängig von den persönlichen Glaubensvorstellungen sein. Die Vorstellung, dass unsere Lieben an einem friedlichen und schönen Ort sind und dass es ihnen gut geht, kann jedoch sehr tröstlich sein.

 

a drop of water on a feather

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Beziehung mit unseren Verstorbenen

Wir können die Beziehung zu unseren Verstorbenen auch neu gestalten oder in einer anderen Form weiterführen.

  • Verbunden bleiben:
    einerseits natürlich im Herzen und ich kann auch in Gesprächen meine Gedanken und Gefühle mit meinem lieben Menschen teilen.
    Auch beim Anschauen von Fotos oder Videos, beim Lesen von Briefen oder beim Aufsuchen von gemeinsam besuchten Orten kann die Verbundenheit besonders spürbar sein.
  • Rituale:
    eine Kerze anzünden, einen Platz zu Hause für den Verstorbenen gestalten oder das Grab zu Ostern frisch bepflanzen.
    All das sind Möglichkeiten, um der Beziehung zum Verstorbenen Ausdruck zu verleihen.
  • Offen für Zeichen sein:
    Gibt es ein bestimmtes Lied oder einen Geruch, den ich mit meinem lieben Menschen verbinde?
    Kommt mir im Alltag das vielleicht immer wieder mal unter?
    Oder sind es die Schmetterlinge oder Federn, die ich entdecke, wenn ich draußen spazieren gehe?
    Möglicherweise sind es Zeichen unserer Liebsten, die in uns ein Gefühl von Wärme und Verbindung entstehen lassen.
a basket full of colourful eggs symbolizing easter

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Ostern als Fest des Lebens

Ostern kann als weiteres Fest im Jahreskreis (Weihnachten, Geburtstage, …) eine Herausforderung für Trauernde sein. Wenn viele andere mit Freude ihr Zuhause österlich schmücken und kleine Aufmerksamkeiten für die Familie besorgen, wird Trauernden wieder schmerzlich bewusst, dass jemand fehlt.

Besonders wichtig empfinde ich es zu den Feiertagen, klar zu kommunizieren, was ich möchte und was nicht:

  • Welche Wünsche und Erwartungen haben andere Familienmitglieder zu Ostern?
  • Auch, wenn die Menschen um uns herum fröhlich sind, sollten wir unsere Trauer bewusst wahrnehmen.
  • Uns auch Zeit für die Trauer nehmen, um unsere Gefühle ausleben zu können.
  • Nehmen wir uns aber auch Zeit für uns selbst, hören in uns hinein, was gerade gut tut.
  • Und, um die Beziehung zu unseren lieben Verstorbenen auch sichtbar zu machen, können wir sie durch eine Kerze oder ein Bild zu uns an den Ostertisch holen.

Und wir sollten uns auch Momente der Freude und der Hoffnung erlauben. Vielleicht gelingt uns dies beim Eier pecken mit der Familie oder Freunden. Denn das Ei steht in vielen Religionen als Symbol für „neues Leben“ (Küken schlüpft aus dem Ei). Dieses „neue Leben“ nach dem Tod eines lieben Menschen dürfen wir bewusst gestalten. Und in den Gedanken an unsere Verstorbenen bleiben sie lebendig in unserer Erinnerung.

 

Fazit

Der Tod bedeutet nicht das Ende einer Beziehung – er verändert sie. Ob durch Rituale, Erinnerungen, Zeichen oder das stille Gespräch im Herzen: Unsere lieben Verstorbenen bleiben Teil unseres Lebens, wenn wir offen dafür sind.

Gerade zu Ostern, dem Fest des Lebens, kann dieser liebevolle Blick auf das Weiterwirken unserer Verbundenheit Trost spenden. Es geht nicht darum, den Schmerz zu ignorieren, sondern ihm Raum zu geben – und zugleich auch der Hoffnung, der Liebe und dem neuen Leben, das daraus erwachsen kann.

Denn was wir im Herzen tragen, bleibt – auch über den Tod hinaus.

Ich wünsche uns allen frohe Ostern!

 

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Ein Fragezeichen, das verwoben ist mit einem in sich vernetzten Oktaeder

Ostern, Trauer und neues Leben – Testen Sie Ihr Wissen

Wie gut kennen Sie die Gedanken und Erfahrungen rund um Verlust, Hoffnung und österliche Zuversicht? Dieses Quiz lädt zum achtsamen Nachdenken und Erinnern ein.

1 / 4

Was symbolisiert Ostern laut dem Artikel in seiner zentralen Botschaft?

2 / 4

Was hat der Autorin geholfen, nach dem Tod ihres Vaters Trost zu finden?

3 / 4

Jetzt wird's knifflig! Woran erkannte die Autorin, dass die Botschaft des Mediums tatsächlich von ihrer Tochter stammen könnte?

4 / 4

Zum Abschluss eine humorvolle Herausforderung: Was kann laut Artikel ein Zeichen unserer lieben Verstorbenen im Alltag sein?

Dein Ergebnis ist

Die durchschnittliche Punktzahl ist 100%

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Mag.a Ulla Gschwandtner, ist Juristin, Familien-Trauerbegleiterin, psychosoziale Beraterin, diplomierte Aromafachberaterin und Reiki-Lehrerin.
Nach dem plötzlichen Verlust ihrer Tochter Emilia im Jahr 2016 fand sie gemeinsam mit ihrem Mann Robert einen Weg zurück in ein erfülltes Leben und widmet sich heute der Begleitung trauernder Menschen.
Sie nimmt damit verschiedenste, manchmal nicht alltägliche Perspektiven auf Leben, Gesundheit, Regeneration, aber auch das Ende des Lebens, den Tod ein und teilt ihre wertvollen Zugänge, Erfahrungen und Erkenntnisse im Rahmen des Health 4 Me - Blogs.

Mit einer Kombination aus eigener Erfahrung und fundierter Ausbildung unterstützt sie Menschen online und in Präsenz dabei, ihren individuellen Trauerweg zu gehen und wieder Lebensfreude zu finden. Ihr Fokus liegt auf einfühlsamer Begleitung, Verständnis für zwischenmenschliche Dynamiken in der Trauer und der Stärkung von Betroffenen auf ihrem Weg zurück in den Alltag.

Ihr Motto: „Von Grau zu Bunt – den Weg der Trauer mit Herz und Verständnis begleiten.“

Mehr über sie und ihr Angebot unter https://von-grau-zu-bunt.com/