Heilkraft der Natur: Schnittlauch, Allium schoenoprasum – das vergessene, grüne Vitamin-Kraftpaket
Der Frühling ist da, und der Schnittlauch wächst um die Wette. Herrlich grün, saftig und lang wachsen die dünnen Röhren des Schnittlauchs – des Allium schoenoprasum – dem Himmel entgegen. Mancherorts wird er auch als Graslauch, Jakobszwiebel, Binsenlauch, Grusenich oder Schnittling bezeichnet.
Gemäß seiner Kraft könnte man behaupten, er ist ein vergessenes Heilkraut.

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Mythologie, europäische Tradition, Brauchtum
Der Schnittlauch entstammt Eurasien. Damit ist er mit unserem Wetter seit Jahrhunderten vertraut und kommt damit auch gut zurecht.
Erste, beschreibene Rezepte stammen aus der Antike und beschreiben die Linderung von Verdauungsbeschwerden.
Die alten Römer glaubten gar, Schnittlauch hilft bei Sonnenbrand.
Bereits im Mittelalter wurde Schnittlauch verwendet. Allerdings nicht als Küchenkraut, sondern als Heilkraut bei Magenbeschwerden und Melancholie. Die „Binse“ wie sie damals genannt wurde half auch gegen Zauberei.
Schnittlauch fand den Weg in die Hausgärten, da man dachte das Kraut schützt vor bösen Geistern. Schnittlauch wurde auch gerne an Eingangstüren oder Dachvorsprünge gehängt, um Unheil fern zu halten.
Roma und Sinti nutzen Schnittlauch für Wahrsagungen.

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Beschreibung der Heilpflanze
Im Sommer beginnt der Schnittlauch rosa bis zyklam-farben zu blühen. Er wächst mehrjährig, in Horden und erreicht eine Höhe von ca. 20 cm, teils etwas höher bis zu 50 cm. Er kann auf der Fensterbank drin im Winter gezogen werden und erfreut uns über das gesamte Jahr hinweg.
Seine Blätter sind ebenso lang, schmal. In den Sommermonaten steckt er alle Kraft in die Blüte. Die Röhren werden holzig und schmecken auch nicht mehr gut.
Jetzt sollte man die Blüten essen oder zu einem Schnittlauchblütensalz vermahlen. Sie haben einen lauch- bis zwiebelartigen, milden Geschmack – im Vergleich zum Knoblauch, der deutlich schärfer ist.
Die Blüten schmecken wie Zwiebel mit etwas Süße im Abgang. Das ist der Nektar der Zwiebelblüten.

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Er ist ein bienenfreundliches Küchenkraut. Nach der Blütezeit wachsen wieder normale Röhren, bis sich der Schnittlauch im Spätherbst in die Erde zurückzieht, um im Frühling wieder kräftig durchtreiben zu können.
Wenn Schnittlauch regelmäßig geerntet wird, wächst er immer wieder nach. Eine Besonderheit von Schnittlauch ist sein Geschmack. Er hängt von der Qualität des Bodens ab.
So schmeckt Schnittlauch in den Alpen ganz anders als bei uns. Die Schärfe wird durch die enthaltenen Senfölglycoside ausgebildet. Je nach Standort sind sie schärfer oder milder im Geschmack. Der Geschmack nach Zwiebel bleibt erhalten.
Wenn ein Schnittlauchstock nicht mehr recht wachsen will, kann man ihn zurückschneiden, ausgraben und für einige Tage in die Tiefkühltruhe legen. So täuschen wir Frost/Winter vor. Anschließend wieder frisch auspflanzen und warten bis frischer Schnittlauch sprießt.

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Heilsame Inhaltsstoffe
Als (Suppen-) Gewürz oder Dekogewürz kennt jeder Schnittlauch. Kaum jemand weiß aber, dass der Schnittlauch auch ein Heilkraut ist.
Er wächst zeitig im Frühjahr und bringt jede Menge Vitamin C mit. Vitamin C belebt den Körper und kann Frühjahrsmüdigkeit vertreiben. So nebenbei reinigt er noch das Blut.
Am stärksten wirkt der frisch gegessen. Also über den Salat, aufs Brot in die Suppe usw.
Schnittlauch hat nicht viele Inhaltsstoffe, dafür wirken sie umso kräftigere:
– Vitamin C
– Chlorophyll
– Fettlösliche Vitamine wie K und A
– etwas Wasserlösliches Vitamin B in Form der Folsäure
– Spurenelemente wie Kalium, Kalzium und Eisen, das durch das Vitamin C gut aufgenommen werden kann
– viele Antioxidantien
– Senfölglycoside (Scharfstoffe)
– Allicin

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Heilwirkung des Schnittlauchs
konzentriert sich auf folgende 4 Wirkungen
– schleimlösend,
– blutreinigend,
– belebend und
– harntreibend,
Allicin regelt den Cholesterinspiegel und reguliert den Blutdruck.
Die Vitamine und die Antioxidantien bekämpfen freie Radikale.
Schädliche Bakterien um Magen- Darmtrakt werden ebenso eliminiert – auch den Salmonellen hat Schnittlauch etwas entgegenzusetzen.
Vorsicht!
– Bei einer Überdosierung kann Schnittlauch zu Durchfall und Blähungen führen; im Normalfall isst man derart große Mengen nicht!
– Diabetiker sollten Schnittlauch in kleinen Mengen essen und den Blutzuckerspiegel kontrollieren. Schnittlauch kann den Blutzucker senken – und damit im Übermaß genossen die Entstehung von Hypoglykämien begünstigen.

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Anwendung der Pflanze
Zusammenfassend möchte ich erwähnen, dass Schnittlauch ähnlich wie Knoblauch wirkt, nur in milder, sanfter Form. Er wird hauptsächlich in der Küche als Würzkraut eingesetzt. Als Heilkraut kann man ihn ergänzend wie folgt einsetzten:
– Magenentzündungen
– Appetitlosigkeit
– Blähungen
– Darmprobleme
– Frühjahrsmüdigkeit
– Bluthochdruck (Senfölglycoside)
– Husten (Schleimstoffe)
Tipp für die Küche
Schnittlauch nie hacken, sondern immer mit einem scharfen Messer fein schneiden!

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Rezept für Schnittlauchpesto
Pesto muss nicht immer aus Bärlauch sein. Probieren sie ein Schnittlauchpesto!
Zutaten

pesto
50 g Kerne (Walnüsse, Sonnenblumenkerne, Pinienkerne…)
1 Stk. Knoblauchzehe
1 Bund Schnittlauch (= so viel wie zwischen Zeigefinger und Daumen passt)
1 Bund Petersilie (=ebenso)
50 g geriebener Hartkäse (Asmonte oder Pamesan)
ca. 100 ml hochwertiges, geschmacksneutrales Speiseöl
Salz und Pfeffer
saubere, sterilisierte Vorratsgläser
Zubereitung
– Die Nüsse und Kerne in einer Pfanne trocken hell anrösten.
– Schnittlauch und Petersilie grob schneiden und den Knoblauch schälen.
– Alle Zutaten in einem Blender (oder Mixstab oder Mixbecher) fein mixen.
– Abschmecken und sauber abfüllen.
– Die Oberfläche des Pestos mit etwas Öl versiegeln und das Glas verschließen.
Pesto schmeckt nicht nur zu Nudeln, sondern auch wunderbar als Brotaufstrich!
Wohl bekomm’s!
Fazit
Schnittlauch ist weit mehr als nur ein dekoratives Küchenkraut – er ist ein jahrhundertealtes Heilkraut mit erstaunlicher Wirkung: reich an Vitaminen, Mineralstoffen und wertvollen sekundären Pflanzenstoffen, unterstützt er nicht nur Ihre Verdauung, sondern wirkt auch belebend, blutreinigend und schützend gegenüber schädlichen Bakterien. Ob bei Frühjahrsmüdigkeit, Blähungen oder hohem Blutdruck – Schnittlauch kann auf sanfte Weise Linderung verschaffen. Nutzen Sie die Kraft der Natur, und gönnen Sie sich regelmäßig frischen Schnittlauch – sei es im Salat, auf dem Brot oder als feines Pesto. Ihr Körper wird es Ihnen danken!

Christine Bauer
Christine Bauer teilt seit 2022 ihre Expertise als Health 4 Me – Bloggerin. Sie ist …
- leidenschaftliche Bio-Landwirtin
- Kräuterpädagogin und
- Expertin für Grüne Kosmetik
- Lebens- und Sozialberaterin in Ausbildung unter Supervision
- über 25 Jahre als Seminarbäuerin tätig in mehr als 1.000 Kursen, Seminaren, Workshops.
Als Kräuterpädagogin, Jin Shin Jyutsu Praktikerin und Selbsthilfelehrerin vermittelt sie ihr Wissen in Workshops, Seminaren und persönlichen Beratungen. Sie setzt als qualifizierte Lebens- und Sozialberaterin i.A. u. S. auf persönliche Gespräche und individuelle Begleitung – sei es vor Ort oder per Videotelefonie.
In ihren zahlreichen Hands-on-Kursen hat sie bereits zahlreiche Teilnehmer:innen in die Welt der Kräuter und deren Wirkung und in die Naturkosmetik eingeführt.
Darüber hinaus legt sie selbst sehr viel Wert auf gesunde Ernährung mit qualitativ hochwertigen, regionalen und saisonalen Lebensmitteln.
Heute begleitet sie naturverbundene Menschen dabei, die Schätze der Natur für ihr Wohlbefinden zu entdecken und individuell zu nutzen.
Motto: „Sei das Licht, das du bist!“ – Mary Burmeister