Die Heilkraft der Brennessel
im Alltag nützen!
Urtica dioica
Von allen Untergattungen wird vor allem die große Brennessel (Urtica dioica) verwendet. „Urtica“ bedeutet „brennen“, abgeleitet vom Lateinischen „urere“.
Die Namen in der Bevölkerung sind vielseitig: Haarnessel, Hanfnessel, Saunessel, Nettel, Neddel, Donnernessel, Dudelkolbe, Gichtrute, Feuerkraut, Tissel, Zingel, Tittenkölbl, Eselskraut, Scharfnessel.
Die Brennessel gilt als Zeigerpflanze für einen stickstoff-reichen Boden. Damit erlaubt das Blühen der Pflanze Rückschlüsse auf die Beschaffenheit des Bodens, in dem sie wächst.
Das Wort „Nessel“, verwendet bereits im 10. Jahrhundert, bedeutet „knüpfen“, da man schon damals Gewebe aus Nesseln herstellte.
Lesen Sie im RePost des Health 4 Me – Blogs vom 17. April 2023 zu
- Mythologie, Europäischer Tradition und Brauchtum
- Vielseitiger Verwendung
- Pflanzenbestandteile
- Inhalts- und Wirkstoffe
- Heilwirkung
und finden Sie 3 Rezepte, die aus der Brennessel gut gelingen können: Bernnessel-Suppe, Brennessel-Spinat, und -Smoothie aber auch den Link zu wertvoller Brennessel-Jauche für den Garten!
Mythologie und Europäische Tradition
Die Brennessel wird bezeichnet als „Gebieterin des Feuers“ auf Ebene des Körpers, aber auch im Klima und in Bezug auf Wettergeschehen.
Geweiht, dem mächtigen Gott Thor, Donar, der auch für befruchtenden Regen sorgt, wurde die Brennessel auch „Donnernessel genannt“. Demnach wurde diese Pflanze auch dafür benutzt, das Haus vor Blitzschlag zu schützen – man warf sie bei herannahendem Gewitter ins Feuer, um das Haus vor Blitzschlag zu bewahren.
Die Brennessel gehört zu den ersten Kräutern, die im Frühling wieder aus dem kühlen Boden wachsen.
Thor werden damit auch das Explodieren des neuen Lebens zugeschrieben – bei Säften, Pflanzen, Tieren – und auch Menschen.
Im Brauchtum wird der Brennessel verwendet, vor Flüchen schützen zu können durch Abwenden, Zurücksenden dieser. Das Brauchtum besagt, sie könne „die Finsternis abwehren“, vor dieser samt Bösem schützen, in einem Säckchen im Haus aufbewahrt oder das Haus mit Brennessel besprengt. Zur Sonnwende, am 21. Juni jeden Jahres, ist es somit Tradition, mit dieser zu räuchern – Haus, Hof, u.v.m.
Hans Christian Andersen Märchen „Die wilden Schwäne“ beschreibt u.a. das Erlösen des Bruders durch die Schwester, indem sie Brennessel mit bl0ßen Händen pflückt und anschließend daraus Garn spinnt, ein Hemd näht.
Darüber hinaus ist die Brennessel Zeichen für schmerzliches Liebesbrennen, hoffnungslose Liebe.
Hildegard von Bingen beschrieb bereits die vitalisierende und aphrodisierende Wirkung.
Die Essenz der Blüte der Brennessel soll auf seelischer Ebene helfen, Strukturen in Familien zu ordnen, psychischen Stress zu lindern, wenn zwischenmenschliche oder familiäre Beziehungen auseinanderbrechen. In Folge soll gelingen, sich den eigenen, gebührenden Raum zu schaffen.
Aber zurück aus der Welt der Mythologie, Magie und Europäischen Tradition sowie Brauchtum!
Vielseitige Verwendung der Brennessel
Seit der Antike wird in Nord- und Westeuropa aber auch Kanada die Brennessel als Heil- und Nutzpflanze aber auch Nahrungsmittel (Wildkraut) verwendet und eingesetzt.
Bereits im Altertum wusste man diese Pflanze vielseitig zu nutzen für Kleidung aber auch Färbung der Kleidung.
Als Textilien bei Baumwollknappheit, im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts und als Leinen der armen Leute rund um 1900, was nur 124 Jahre her ist – also knapp 2 Generationen. Auch im 2. Weltkrieg nutze Man die Brennessel für Armee-Kleidung – wer hätte derartiges gedacht!
Je nach Verarbeitung erzielt man Farbtöne von wachgelb bis graugrüne – 600g Brennessel können 100g Wolle färben, wobei der konkrete Farbton abhängig ist von dem Zeitpunkt, wo die Brennessel gepflückt wurde, aber auch Färben.
Die Bestandteile der Brennessel
Die Brennessel gehört zur Familie der Brennessel-Gewächse (Urticaceae). Mit all ihren ca. 70 (!) Unterarten kommt sie fast auf der ganzen Welt vor bis auf die Antarktis.
Die grünen Teile der Pflanze sind mit Brenn- und Borstenhaaren versehen. Die Laubblätter sind unterteilt in einen Blütenstiel sowie eine Blattspreite.
Brennessel-Haare
Diese sind wenig geliebt, da das Berühren der Haut zu Brennen und teils Schmerzen führt gefolgt mit der Entstehung von schmerzhaften, kreisrunden Quaddeln.
Diese Brennhaare befinden sich an der Blatt-Oberseite und haben das Ziel, Fressfeinde abzuhalten. Sie stellen somit einen Schutzmechanismus dar.
Damit ist die Brennessel von der Blattunterseite relativ gefahrlos von unten angreifbar.
Diese Brennessel-Haare sind lange, einzellige Röhren und spröde und brüchig ähnlich Glas. Bei leichter Berührung brechen diese ab. Die schräge. scharfe Bruchstelle gleicht einer medizinischen Spritzenkanüle. Bei Kontakt sticht das Härchen damit in die Haut des „Fressfeindes“ – gleichzeitig wird mit Druck ein Ameisensäure-haltiger Inhalt in die minimal kleine Hautwunde gespritzt. Sofort, binnen Sekundenbruchteilen wird ein kurzer, brennender Schmerz, Brennen und Juckreiz und eine Quaddelbildung verursacht.
Der Ameisensäure-hältige Inhalt beinhaltet zusätzlich Histamin, Acetylcholin und Natriumformiat. 100 Nanogramm reichen, um die beschriebene, abschreckende Wirkung hervorzurufen, die mit einer allergischen Reaktion verwechselbar wären.
Histamin führt zu einer Erweiterung der Blutkapillaren und damit zu einer Rötung.
Acetylcholin als Überträgersubstanz von Nervenendungen zeichnet für den brennenden Schmerz verantwortlich.
Die Brennesselblüte besteht aus verzweigten, rissigen, ihrigen, Trauben bzw. zopfigen Gesamtblütenständen. Es wird zwischen männlichen Blüten mit Staubblättern und weiblichen Blüten mit Fruchtknoten unterschieden.
Sie werden windbestäubt – der Wind überträgt die Pollen von den männlichen auf die weiblichen Blüten.
Für die Raupen von mehr als 50 Schmetterlingsarten aber auch eine Vielzahl von Insekten stellen sie eine Futterpflanze dar.
Inhalts- und Wirkstoffe der Brennessel
Folgende Inhaltsstoffe sind in der Brennessel enthalten:
- phenolische Säuren: Chlorogensäure, Kaffeoyläpelsäure mit entzündungshemmender Eigenschaft
- Phytosterole und Lignane: sie ähneln dem Cholesterin und hemmen damit die Aufnahme von Cholesterin mit Cholesterin-senkender Wirkung, aber auch Einfluss auf den Hormon-Haushalt, da Cholesterin der Basisbaustoff für viele Hormone ist.
- Flavonoide: Rutin, Isoquercetin mit ihren antioxidativen, entzündungslindernden Wirkung
- Mineralstoffe: Magnesium, Kalzium, Silizium, Eisen, Kieselsäure, Phosphor, Natrium, Zink
Zusammen stärken sie die Struktur von Geweben und Blutgefäßen. - Lecithin (Phospholipid) ist in der Brennesselwurzel enthalten und dient als Baustoff von Geweben.
- Vitamine: Vitamin A und doppelt so viel Vitamin C wie Orangen (!), B12
- hoher Eiweißgehalt – 30 %
Der Geschmack ist ähnlich dem von Spinat, aber aromatischer und fein-säuerlich.
Vor allem im Frühling werden gerne die frischen Triebe – v.a. die Blätter des oberen Drittel der Stiele – gepflückt und eingesetzt als Wildgemüse, Suppe oder Tee.
Die Samen der Brennessel, der weiblichen wie männlichen Blüten, eignen sich geröstet zum Verzehr und können zu Brennessel-Samenöl weiterverarbeitet werden und zum Garnieren und Marinieren von Salaten oder Smoothies verwendet werden.
Heilwirkung der Brennessel
Die Brennessel wirkt daher zusammengefasst
- antioxidativ
- lindernd und hemmend auf Entzündungen
- reduzierend auf entzündlich bedingte Wassereinlagerungen (Ödeme)
somit entwässernd – daher Achtung bei Einnahme von Entwässernder Medikation ! - positiv auf die Wundheilung, da Gewebe-aufbauend und -regenerierend
- verbessernd auf den Bluthochdruck
- senkend auf die Blutfette (Cholesterin)
- auf die weiblichen Geschlechtshormone – v.a. in der peri- und Menopause
- antibakteriell
- Immunsystem-stärkend
- hemmend auf Zelleänderungen und Tumor-Zellen
regulierend auf den kontrollierten Zelltod alter oder entarteter Zellen - lindernd bei gutartiger Prostata-Vergrößerung
- Harn-treibend
- senkend auf RestharnMengen
- lindernd bei Blasenentzündungen
- lindernd bei Gelenkschmerzen (Arthrosen)
- senkend auf den Blutzuckerspiegel bei Diabetes Mellitus – v.a. Nüchternblutzucker
- unterstützend auf die Leberentgiftung
daher Achtung bei der Einnahme von Medikamenten – die Wirkung kann verstärkt zur Geltung kommen (z.B. bei Antidepressiva) - schützend auf die Leber und erhöhend im Bezug auf die anti-oxidative Abwehr v.a. Giften und Schwermetallen wie Quecksilber, Insektiziden und Pilzgift (Aflatoxin)
ACHTUNG !
Bei zu hoher Dosierung von Bernnessel-Therapien kann es zu Magen-Darmstörungen als auch Hautbeschwerden wie Rötungen und Juckreiz kommen. Daher empfiehlt es sich, gezielte Bernnessel-Therapie nur mit ärztlicher Begleitung, Absprache und Abstimmung anzuwenden.
Bei Histamin-Intoleranz sollte auf den Konsum von Brennnesseln verzichtet werden!
Während der Schwangerschaft und Stillzeit sollte man auf Bernnessel-Präparate eher verzichten, da die Datenlage zum Einfluss auf die Gebärmutter nicht gesichert ist.
Aufgrund der vielseitigen, faszinierenden Wirkung, weltweiten Verfügbarkeit und der ersten, frischen Brennessel-Blätter im Frühling finden Sie in den kommenden Tagen folgende Health 4 Me – Blog-Rezepte mit Brennessel:
Auch für die Gesundheit und Wachskraft Ihres Gartens und Ihre Balkon-Pflanzen hat die Brennessel einiges zu bieten! Daher bringen wir für Sie in den kommenden Wochen auch folgendes Health 4 Me – Garten-Düngemittel
Wenn Sie sich dazu entschließen, die Brennessel in Ihre Küche und Koch-Repertoire mit aufzunehmen beachten Sie bitte beim Pflücken:
- nur Pflanzen sammeln, von denen Sie sicher sind, dass es sich um eine der Bernnessel-Arten handelt – am besten ist die große Brennessel, ihre Blätter, Blütensamen als auch Wurzeln verwendbar
- Pflanzen aus dem natürlichen Umfeld
fern von stark befahrenen Straßen, frequentierten Hundespazierwegen, Industrie-Zonen, -Gebieten und -Abwässern, gedüngte Landflächen (Getreide, Obst, Weingärten, …)
Literatur / Kochbuch
Wer zumindest 1x pro Woche Brennessel in Gerichte mit aufnehmen will, findet hier wertvolle Rezepte von
Gerda Zipflmayer in „Mein Brennessel Kochbuch“, Freya-Verlag.
Viel Freude, Spaß und Genuß
beim Pflücken und Zubereitung der Gerichte!
Aus Freude am Tun – für mehr Freude am Leben!
Aus Liebe zu sich selbst – und seiner Gesundheit!
Gesundheit fördern – statt Krankheit leben!
Dr. med. Lucia Ucsnik, MAS, FECSM
Ärztin für Allgemein-, Präventiv-, Sexual
Immun-, Stress-, und PerformanceMedizin
Ärztliche Leitung des Zentrums für PräventivMedizin