Med4School – Gesundheitsdrehscheibe
Gesundheit & (Schul-)Bildung Hand in Hand
Am 19. Mai 2022 fand ein Facebook-Posting von Dr.in Naghme Kamaleyan-Schmied meine Aufmerksamkeit – hatte der scheidende Präsident der Österreichischen Ärztekammer Prof.Dr. Thomas Szekeres damals von Health Literacy gesprochen und dem Beginn mit Bewusstsein für Gesundheit von klein auf, so beschrieb hier ein Herzens-Projekt der Wiener Allgemeinmedizinerin und Ärztekammer-Funktionärin, seit Oktober 2023 auch Obfrau der niedergelassenen ÄrztInnen, Dr.in Naghme Kamaleyan-Schmied, schon konkrete Schritte und kam ins konkrete Tun.
Grund genug, heute anlässlich des Schulanfangs das Interview mit Ihr vom 01. Juni 2022 zu reposten um dieses Projekt samt Interview in Erinnerung zu rufen – ein Interview, in dem es nur voll Freude sprudelte!
Dr.in Naghme Kamaleyan-Schmied gewährt Blicke hinter die Kulissen, und wie das Projekt zustande kam …
„Anlass und Motivation war die Arbeit in meiner Kassen-Ordination als auch mein Mutter-Sein:
- In der Ordination sitzen 8jährige Kinder und übersetzen mir die Menstruationsbeschwerden ihrer Mütter.
- im Ärztenotdienst verständigen meist die Kinder für ihre nicht-deutschsprachigen Eltern die Rettung und bringen diese ins Krankenhaus aus einer Hilflosigkeit heraus.
Aus den Ursprüngs-Ländern kennen diese PatientInnen Poly-Kliniken als erste Anlaufstation. Dies ist allerdings die teuerste Möglichkeit, Hilfe zu suchen, die vor allem nicht immer derart notwendig ist! Kombiniert mit einem Rettungseinsatz ist dies unnötig und allerdings sehr teuer! - als Mutter erlebe ich, dass in der Volksschule Kinder das Skelett mit seinen Einzelteilen und lateinischen Ausdrücken lernen – völlig Sinn-befreit
- im Gymnasium lernen die Kinder zum GastroIntestinaltrakt viel zu spezifisch und tiefgehend Enzym-Namen, ohne die tatsächliche Funktion zu begreifen
DAS Schlüsselerlebnis für mich war aber letztlich der Wunsch einer Mutter für ihre Tochter eine Themen-Geburtstagsfeier gemäß dem künftigen Berufswunsch der Tochter, Ärztin, auszurichten. Ich überlegte, wie wir dies am besten als Erlebnis umsetzen könnte:
- das Messen von Blutdruck und Puls
- das Messen der Blut-Zuckerwerte vor und nach dem Turnen, um die Wichtigkeit von und den Zusammenhang mit Bewegung zu: nicht nur tägliche Ernährung ist wichtig, sondern auch tägliche Bewegung!
Natürlich kann so ein Versuch auch voll in die Hosen gehen! Das Gegenteil war glücklicher Weise der Fall:
- Es meldeten sich 3 bis 4 Kinder für die Messungen.
- Man lief, bewegte sich und die Messung zeigte, der Zucker wurde abgebaut und fiel.
- Man nahm ein Schokostück zu sich und maß – der Zucker stieg in Folge.
Dazu wurden Fragen Quizz-artig erstellt und die Kinder hatten viel Spaß dabei, beantworteten diese begeistert!
Wie ein Schwamm sogen sie die Themen und das vermittelte Wissen auf!
Mir wurde damit vor 3 Jahren klar, dass Wissen zu Gesundheit als auch zum Gesundheitssystem bei den Kindern fehlte – diese aber sehr interessiert daran sind – und wie beschrieben – für ihre Eltern und Großeltern eine wichtige Koordinations-Rolle einnehmen, die bis dato unbeachtet blieb!
Information zu Gesundheitsthemen und zum Gesundheitssystem sind daher eine gute Investition in die Zukunft von den Kindern, deren Eltern, letztlich von uns allen!
Ich erkundigte mich bei der Rettung, ob es häufig der Fall ist, dass Kinder für ihre Eltern, Großeltern anriefen: hier stellte sich heraus, dass dies garnicht so selten vorkommt, die Kinder aber leider oftmals nicht wissen, wo sie sind, sprich die Adresse nicht kennen.
Also stellten wir gemeinsam mit der Rettung ein Coaching für Kinder zusammen, sodass es den Kindern leichter fällt, die Adresse anzugeben, örtliche Orientierungspunkte zu nennen und anzugeben. Somit wuchs das Projekt und die Anzahl der Projekt-PartnerInnen stetig.
Bei einem Event in der Schule meines Sohnes machten wir eine Veranstaltung darüber, wie die Lunge funktioniert – einfach mit Luftballon wurde der Mechanismus dargestellt. Auch hier waren die Kinder mit voller Aufmerksamkeit dabei; sie wollten keine Pause machen.
Es entstand ganz viel positive Energie, was uns wiederum motivierte, weil dies ein tatsächliches Problem darstellte, das wir zu lösen begannen. Wir stellten Module zusammen, in denen wir den Körper erklären:
- Die Haut
- Das Immunsystem
- Herz
- Lunge
- Über Bakterien und Viren
- v.m.
Unsere Projektschule wurde die Schule in der Wuzzeldorfstraße 1, eine große Schule in Wien mit Schwerpunkt Diabetes mellitus, weil hier Kinder mit Diabetes mellitus zur Schule gehen und die LehrerInnen geschult wurden im Umgang derart erkrankten und therapierten Kindern. Es meldeten sich zahlreiche LehrerInnen für die Vermittlung von Gesundheitskompetenz. Arbeitspakete wurden erarbeitet wie zum Beispiel die Med4School-Drehscheibe.
Diese Drehscheibe gleicht einer alten Telefon-Drehscheibe und ist das Herzstück des Projekts: Die Drehscheibe wird als Druckvorlage geliefert und besteht aus zwei Kreisen ein kleiner und ein großer Kreis ⭕️. Diese werden anschließend zusammen gepinnt und können gedreht werden. Gemeinsam wird sie in verschiedenen Sprachen gebastelt und gibt Orientierung, in welchen Fällen man wen wann am besten kontaktiert. Mit einem Pickerl sind in der vom jeweiligen Kind gesprochenen Sprache auf ihr die verschiedenen Notruf-Nummer angebracht wie zum Beispiel:
- Die Telefonnummer vom jeweiligen Hausärztin/ Hausar
- ÄrzteFunktdienst
- psychische Betreuung
- 1450
- Apotheken-Notruf
- Rad auf Draht
Nach Fertigstellung kann man sie zum Beispiel mit einem Magneten zentral am Kühlschrank heften. Die Kinder haben so eine Freude am Basteln, am Beantworten der Fragen:
- wann man sich mit welchen Themenstellungen wohin wendet,
- wo man benötigte Medikation zu besorgen ist,
- was Lebensgefahr ist,
- was tut man bei Verdacht auf Lebensgefahr….
Ich bin sehr stolz auf dieses Projekt. Die Kinder saugen das Wissen mit Freude wie ein Schwamm auf.
Es wäre gut und wichtig, die Schulärztinnen hier mit im Boot und Team zu haben und auch auf die wertvolle Expertise der SchulärztInnen zu bauen, auf sie zu setzen – sie sind gut, aber leider viel zu wenig und die Tätigkeit ist leider nicht sehr gut bzw. adäquat bezahlt. Hier gibt es Handlungsbedarf, diese diese mit einzubeziehen und die Honorierung zu verbessern.
Beeindruckend war, dass sich auch auf System-Ebene Unterstützung zeigte – somit ist ein Roll-out auf ganz Österreich möglich und geplant, der sich leider Corona-bedingt stark verzögerte!
Ich freue mich sehr, dass sich dieses, mein Herzensprojekt derart entwickelt, und sich viele PartnerInnen melden und mittun wollen – denn es profitieren wirklich alle davon!“
Wir danken für dieses Interivew und die spannenden Einblicke!
Dr.in Kamaleyan-Schmied, Kassen-Ordination, 1210 Wien
GanztagsSchule in der Wuzzeldorfstraße 1
Aus Freude am Tun – für mehr Freude am Leben:
Gesundheit fördern – statt Krankheit leben!
Dr.in Lucia Ucsnik, MAS, FECSM
Zentrum für PräventivMedizin, Ärztliche Leitung
Ärztin für Allgemein-, Präventiv-, Sexual-,
Immun-, Stress- und PerformanceMedizin
Sie wollen ins Tun kommen in Sachen
„Gesunde Schule“?
Hier finden Sie Verlinkungen zu den verschiedenen Bundesländern!
Burgenland: https://www.burgenland.at/themen/gesundheit/gesunde-kindergaerten/
Kärnten: https://www.gesundheitsland.at/arbeitsfelder/gesunde-schule/
Niederösterreich: www.noetutgut.at
Oberösterreich: https://www.bildung-ooe.gv.at/Schule-und-Unterricht/Schulgesundheit/Gesunde-Schule.html
Salzburg: https://www.gesundessalzburg.at/initiativen/gesunde-schule-salzburg/
Steiermark: https://www.bildung-stmk.gv.at/service/gesundheit-schularzt/gesunde-schule-stmk.html
Tirol: http://www.gesundeschule.tsn.at
Vorarlberg: https://vorarlberg.at/-/gesundheit-ernaehrung-diverse-unterlagen